Die Hörminderungsgruppe Hörbehinderter Menschen im Hunsrück feierte in diesen Tagen ihr 10-jähriges Bestehen. Zu einem gemütlichen Sommer-Grillabend hatte der Gründer und Vorsteher der Selbsthilfegruppe, Axel Krug aus Riesweiler bei Simmern/Hunsrück, eingeladen und viele Mitglieder waren gerne gekommen. Alle zusammen erlebten sie einen tollen Abend bei ganz vielen guten Themen zur Hörproblematik und interessanten zwischenmenschlichen Gesprächen zu Themen, die der Alltag hörbehinderter Menschen so mit sich bringt.
Exakt vor 10 Jahren gründete Axel Krug die Selbsthilfegruppe, nachdem er selbst als betroffener Hörbehinderter einseitig mit einem Cochlea Implantat in aufwändiger und komplizierter Operation mit der nötigen Hörtechnik versorgt wurde. Ein schwerer und weitreichender Eingriff, wie Betroffene berichten. Das Hören im Alltag und damit Leben allgemein muss neu erlernt werden, wenn man mit dieser Technik versorgt ist. Das aber nimmt jeder Betroffene gerne auf sich, steht doch am Ende meist ein so gutes Ergebnis an, das nahezu jeder*e wieder einigermaßen am normalen Hör-Leben teilhaben kann. Zwar ist es eine langdauernde Tortur, aber die nötige aufzubringende Geduld lohnt sich und die Hörerfolge mit dieser besonderen Technik oder auch mit gut ausgewählten Hörgeräten bei Menschen mit weniger schlimmen Hörschäden lohnt sich immer und steigert die Lebensqualität Betroffener enorm.
Wie sagte es schon Emanuel Kant, Philosoph und einer der bedeutendsten Denker der Geschichte, in seinem Zitat „Nicht-Sehen trennt von den Dingen. Nicht-Hören trennt von den Menschen“.
Und dem wird jeder Hörbehinderte zustimmen! „Du hörst mir ja gar nicht zu“ – so die Frustformel genervter Ehepartner von betroffenen Hörbehinderten und auch oft ist es so in Gesprächen am Arbeitsplatz, mit Lehrern, Ausbildern oder einfach nur im Freundeskreis. Da kann man froh sein, wenn man heute mit der geeigneten Hörtechnik die Hördifferenzen nahezu ausgleichen kann, um dann wieder am normalen Leben teilhaben zu können. Wer sich als Hörbehinderter nicht versorgt, begibt sich sogar in die Gefahr, schneller an Demenz zu erkranken als Guthörende. Eine neuere Studie kommt zu dem klaren Ergebnis, dass das Gehirn sich von Lauten, die es längere Zeit nicht mehr wahrnimmt, unwiederbringlich verabschiedet, was eine Demenz ganz erheblich fördert und sogar wahrscheinlich macht.
Und so ist es für Hörbehinderte besonders gut, sich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen und sich regelmäßig mit Betroffenen auszutauschen. Das hilft ein wenig beim Hinnehmen und der Akzeptanz der Erkrankung. In den vielen guten Treffen gibt es immer etwas dazuzulernen. Da berichten die Teilnehmer von Diagnosen, Therapien, Problemen zwischenmenschlicher Art bei einer Hörbehinderung, vom Umgang mit der Kranken- und Rentenversicherung, über Reha-Anträge oder auch über Erfahrungen im rechtlichen Beistand bei besonderen Problemlagen. Auch über das leidige Thema Tinnitus wird regelmäßig gesprochen. Das A und O ist eben einfach der gemeinsame Austausch, das Zuhören und das Sprechen dürfen – so einfach geht Selbsthilfe in der Gruppe! Und eins ist auch sehr wichtig – eine Hörbehinderung sieht man nicht! Barrierefreie Kommunikation ist daher oft sehr schwierig für die Betroffenen. Daher ist es ratsam, dem Gegenüber, der es nicht erkennt, offen zu sagen, dass man hörbehindert ist und man möge bitte deutlich und langsam, möglichst auch dialektfrei und laut sprechen. Und wie man das den Guthörenden rüberbringt, lernt man auch in der Selbsthilfe! Aktiv mitmachen in der Selbsthilfe dient nämlich auch dem Abbau von möglichen eigenen Blockaden.
Auf die zehn Jahre bestehende Selbsthilfegruppe Hörgeminderter Menschen im Hunsrück kann man wirklich stolz sein. Es ist gut, dass der Gründer Axel Krug mit seiner Initiative eine Punktlandung hatte. Genau das fehlte in unserer Umgebung. Und das war auch Petra Liesenfeld aus Gondershausen von Anfang an klar und sie unterstütze die Aktion von Axel Krug von Beginn an und ist quasi auch eins der Gründungsmitglieder. In der Zwischenzeit umfasst die Gruppe mehr als 30 Personen aus dem Großraum Hunsrück bis nach Bingen und man trifft sich in lockerer Runde jeden zweiten Montag im Monat um 19:30 Uhr im Gemeindehaus in Riesweiler. Wer Lust hat diese tolle Runde kennen zu lernen ist jederzeit herzlich willkommen – Auf ein Gutes Hören!
Text: Rainer Friedrich